Innenrotationsgang bei Kindern: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Der Innenrotationsgang, auch bekannt als „Einwärtsgang“ oder „Einwärtsdrehen der Füße“, ist eine häufige Beobachtung bei jungen Kindern. Eltern machen sich oft Sorgen, wenn sie bemerken, dass ihr Kind mit den Zehen nach innen zeigt, während es geht oder läuft. Doch in den meisten Fällen ist der Innenrotationsgang ein normaler Teil der kindlichen Entwicklung und kein Grund zur Besorgnis. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten des Innenrotationsgangs bei Kindern.

Was ist ein Innenrotationsgang?

Ein Innenrotationsgang liegt vor, wenn die Füße eines Kindes beim Gehen nach innen zeigen, anstatt geradeaus oder leicht nach außen gerichtet zu sein. Dies kann in unterschiedlichem Ausmaß auftreten und von leicht bis stark variieren. Kinder mit Innenrotationsgang können in manchen Fällen leicht stolpern oder hinfallen.

Ursachen des Innenrotationsgangs

Wenn wir Kinder mit einem optisch auffallenden Innenrotationsgang sehen, untersuchen wir als Kinderorthopäden und Kinderorthopädinnen die Ursache, da diese an verschiedenen Stellen der Beinachse auftreten kann, die während der Entwicklung des Kindes auftreten. Die häufigsten Ursachen sind:

  1. Verdrehung des Oberschenkelknochens (Femur-Antetorsion): Bei Säuglingen und Kleinkindern ist es normal, dass der obere Anteil des Oberschenkelknochens (hüftgelenksnah) so angelegt ist, dass sie klinisch in der Hüfte weit nach innen drehen können. Mit dem Wachstum und der Entwicklung des Kindes dreht sich dieser Knochenanteil in der Regel, so dass diese massive Innenrotation nicht mehr möglich ist. In seltenen Fällen bleibt dieser physiologische Wachstumsprozess aus und die Kinder zeigen auch als Teenager oder auch später einwärtsgedrehte Beine.
  2. Verdrehung des Schienbeins (Tibia torsion): Eine isolierte knöcherne Verdrehung des Schienbeins kann ebenfalls zu einem Innenrotationsgang führen. Dies ist gelegentlich bei Kindern unter 4 Jahren zu beobachten und korrigiert sich in den meisten Fällen von selbst, wenn das Kind älter wird.
  3. Metatarsus adductus (Sichelfuß): Dies ist eine Deformität des Fußes, bei der der Vorfuß nach innen gebogen ist. Dieser Zustand ist meist angeboren und kann bei Babys festgestellt werden. Auch hier neigt die Fehlstellung oft mit der Zeit zur Normalisierung.
  4. Ungleichgewicht der Beinmuskeln: Die innendrehenden Hüft- und Fußmuskeln sind häufig stärker als die Außendreher. Es kann daher sein, dass knöchern keine Fehlstellungen bestehen, das Kind jedoch trotzdem nach innen geht, da die Muskeln die Hüfte oder das Bein nach innen ziehen.

Manchmal können diese Besonderheiten auch kombiniert auftreten.

Diagnose des Innenrotationsgangs

Die Diagnose eines Innenrotationsgangs erfolgt in der Regel durch eine körperliche Untersuchung des gesamten Kindes. Der Arzt oder die Ärztin wird das Gangbild des Kindes beobachten und eine umfassende Untersuchung der Hüften, Beine und Füße durchführen. In einigen Fällen können Röntgenaufnahmen oder andere bildgebende Verfahren erforderlich sein, um die genaue Ursache zu bestimmen und andere zugrunde liegende Erkrankungen auszuschließen.

Behandlungsmöglichkeiten

In den meisten Fällen ist der Innenrotationsgang kein Grund zur Sorge und erfordert bei Schmerzfreiheit nur selten einer speziellen Behandlung. Hier sind einige der gängigen Ansätze:

  1. Beobachtung und Abwarten: Da der Innenrotationsgang häufig ein normaler Teil der Entwicklung ist, wird oft empfohlen, das Kind regelmäßig zu beobachten. In vielen Fällen korrigiert sich das Gangbild mit zunehmendem Alter und Wachstum von selbst. Wobei es hier wichtig ist, den Kindern eine altersgerechte körperliche Belastung zu ermöglichen. Unser Körper entwickelt sich auf die Funktion hin, daher ist eine alltägliche Mobilisation unserer Körpers wichtig, dass kann bei älteren Kindern auch durch Sport gemacht werden, bei den jüngeren reicht eine alltägliche Belastung wie Gehen, Laufen, Springen, Tanzen, Radfahren,…
  2. Physiotherapie: In einigen Fällen besteht ein Ungleichgewicht der Muskeln, daher kann gelegentlich auch Physiotherapie hilfreich sein, um die Muskulatur zu stärken und das Gangbild zu verbessern. Ein Therapeut oder eine Therapeutin kann Übungen empfehlen, die die Beweglichkeit und Ausrichtung der Beine fördern.
  3. Schienen oder Orthesen: Sollte eine Fußfehlstellung der Grund für den Innenrotationsgang sein, besteht gelegentlich die Indikation für eine Schienen- oder Orthesenbehandlung. Dies ist aber eher selten der Fall.
  4. Operation: Nur in seltenen und extremen Fällen, wenn der Innenrotationsgang zu erheblichen Beeinträchtigungen oder Schmerzen führt, kann eine chirurgische Korrektur erforderlich sein. Solche Eingriffe sind jedoch die Ausnahme und werden nur nach gründlicher Abwägung vorgenommen.

Wann sollte man einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen?

Obwohl der Innenrotationsgang bei Kindern häufig harmlos ist, sollten Eltern einen Kinderorthopäden oder eine Kinderorthopädin aufsuchen, wenn:

  • Das Gangbild des Kindes sich im Verlauf nicht verbessert oder gar schlechter wird.
  • Das Kind Schmerzen oder Beschwerden beim Gehen hat.
  • Das Kind häufig stolpert oder hinfällt.
  • Eine deutliche Asymmetrie zwischen den Beinen besteht.